Zwischenfazit nach 100 Tagen

Ich bin nun seit mehr als 100 Tagen unterwegs und war in 13 Länder. Habe über 20`000 km gefahren, 2 Sätze Reifen verbraucht, musste 2x Service machen, habe ca. 1`000 Liter Benzin verbraucht, hatte 3 Umfaller und dabei 2x meinen Schuh demoliert. Ich bin mehr als nur zufrieden, wie die Reise bisher verlaufen ist, da es keine grösseren Probleme oder Ähnliches gab.

Reisen verändert dich und dies konnte ich in vielen Momenten feststellen. Man nimmt alles viel gelassener und sieht es auch nicht mehr so eng, wie beispielsweise bei Problemen mit dem Motorrad oder bei Grenzübertritten. Man wird kommunikativer und geht viel mehr auf die Leute zu. Nicht nur weil man muss, sondern auch weil man möchte. Die Freundlichkeit und Offenheit der Menschen unterwegs ist etwas, an was ich mich erst gewöhnen musste, da ich es so einfach nicht gewohnt war. Wenn man beispielsweise auf der Strasse von fremden Leuten zu sich nach Hause eingeladen wird, muss man das erst mal annehmen können und dies war Anfangs nicht leicht. Ich habe soviel Herzlichkeit erfahren dürfen und wurde nie von den Leuten bestohlen oder sonstwie bösartig enttäuscht. Das Bild was Zuhause von den Ländern und Leuten vorhanden ist, kann ich so überhaupt nicht bestätigen. Wie, dass einige Leute vor meiner Abfahrt grosse bedenken hatten mit meinen geplanten Ländern, weil es sooo unsicher und gefährlich sei. Ich versuchte all das zu ignorieren und so unvoreingenommen an die Reise heranzugehen wie möglich und dies war gut so. Ich kann nun aus eigener Erfahrung sagen, geht in die Welt hinaus und macht euch ein eigenes Bild. Ihr werdet staunen wieviel Herzlichkeit ihr erfahren werdet.

Für mich war es bisher eine Lernphase, welche mich geformt und auch vorbereitet hat für die weitere Reise. Ich geniesse die Freiheit mittlerweile sehr, aber es war ein andauernder Lernprozess. Da ich vorher nie mehr als max. 5 Wochen Ferien pro Jahr hatte und nie so gereist bin wie jetzt, war es extrem ungewohnt, nun einfach die Zeit zu haben um zu tun was ich möchte. Es hat einige Wochen gedauert, bis es in meinem Kopf angekommen ist und ich es auch einordnen konnte. Mittlerweile bin ich aber so im Reiseprozess angekommen, dass ich mich gut organisieren kann. Ich merke wenn ich "müde" werde und eine längere Pause brauche oder ob ich jeden Tag fahren möchte. Ob dies 50km sind oder 750km ist völlig egal, ich bin ja frei und kann es mir einteilen. 

Alles in Allem bin ich froh, dass ich mich zu dieser Reise entschieden habe. Es ist mal etwas komplett anderes, als alles was ich vorher gesehen oder gekannt habe. Eine längere Auszeit zu nehmen, um sein eigenen Horizont zu erweitern, kann ich nur jedem empfehlen. Man lernt sich selber besser kennen, schätzt vieles ganz anders und nimmt nicht alles als so selbstverständlich.